Nach mehr als 70 Jahren wird unser Betrieb aufgelöst.
Geschäftsaufgabe zum
30. Juni 1996
Wir danken unseren Kunden für viele Jahre der Treue.

Im folgenden zitieren wir mit freundlicher Genehmigung
des Niendorfer Wochenblatts einen Artikel aus der
Lokstedter Zeitung im Juli 1975.
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Vorderansicht des Hauses im Jahre 1905




Klassische Gärtnerkunst
im Vorgarten.



Auf den riesigen Pachtfeldern werden die
Iris geschnitten.



Gärtnergehilfe Reinhold und Maria Kilian geniessen eine Pause im Vorgarten.


Die Dahlienschau ist ein großes Publikumsereignis.


Das prämierte "Blumenauto".



Wilhelm und Maria Kilian mit Sohn Jürgen.






Nach dem Krieg wird der Betrieb wieder aufgebaut.








Das Haus in den Neunzigern.









Elke und Jürgen Kilian vor ihrem Ladenschäft.
ieses alte Lokstedter Unternehmen wird heute in der dritten Generation von Jürgen S. Kilian geleitet. Für die, die es vielleicht nicht wissen: Der Betrieb liegt Hinter der Lieth 44. Das Unternehmen hat zwei Wurzeln; beide Großväter des heutigen Inhabers haben zu seiner Entwicklung beigetragen.
lbert Kilian, der Großvater väterlicherseits, stammt aus einem Dorf bei Bad Oldesloe. Er gründete in Lokstedt eine Gemüsegärtnerei und verkaufte die Erträge auf dem Hamburger Gemüsemarkt. Nebenbei betrieb er eine kleine Landwirtschaft. Friedrich Hübner, der Großvater mütterlicherseits, war Kutscher und baute sich 1889 auf dem Grundstück Hinter der Lieth 44 ein Haus. Im großen Garten ging er seinem Hobby, dem Veredeln von Rosen, nach. Zunächst ohne kommerzielle Überlegung. Dafür war seine Frau Maria geschäftstüchtiger: Sie baute Gemüse an, das die Hamburger, die sonntags einen Ausflug nach Lokstedt machten, gerne bei ihr kauften.
Maria Hübner war in Lokstedt bekannt. Selbst der alte Carl Hagenbeck kam hin und wieder vorbei. Wie man berichtet, versuchte er ein halbes Jahr vergeblich, Maria Hübner ein Prachtexemplar von Italiener-Hahn "abzuschnacken ". Albert Kilian hatte einen Sohn Wilhelm ("Willi"). Und Friedrich Hübner eine Tochter: Maria. Und das Schicksal wollte es, daß durch die Heirat der beiden Kinder im Jahre 1924 die Unternehmen fortan zusammenliefen.
ilhelm Kilian hatte eine Forst- und Gärtnerlehre absolviert, Maria Hübner war Kindergärtnerin geworden. Doch ein Jahr nach der Heirat entschlossen sie sich, auf dem Gelände des Schwiegervaters eine Gärtnerei zu gründem. Am 1. Juni 1925 wurde sie eröffnet. Wilhelm Kilian züchtete Blumen aller Art und Zierpflanzen. Aber weit über Lokstedt hinaus bekannt wurde er durch seine Dahlienzucht. Über dreihundert Sorten hatte er anzubieten. Und immer neue Sorten wurden von ihm entwickelt. Dazu brauchte er viel Land, das er sich in der näheren Umgebung dazupachtete. Alte Lokstedter werden sich noch an die farbenfrohen Dahlienfelder erinnern. Beliefert wurden der Blumengroßmarkt, aber auch Blumenfachgeschäfte. Den Verkauf an Private in größerem Umfang nahm man erst nach 1945 auf. 1925 wurde bereits das erste Treibhaus erbaut, das heute noch steht. 1935 kam ein Erweiterungsbau dazu.
Wilhelm Kilian lavierte seinen Betrieb durch manche schwierige Perioden hindurch, wie z. B. durch die Wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre. In guten Zeiten hatte man noch ein bis zwei Gehilfen, meistens aus Mecklenburg. Im zweiten Weltkrieg wurde Wilhelm Kilian eingezogen, so daß Maria Kilian den Betrieb so gut es ging allein weiterführen mußte: Für eine Frau eine zu schwere Bürde. Wilhelm Kilian kehrte aus dem Krieg nicht zurück. Durch Bomben wurden Haus und Treibhäuser stark beschädigt. Wie sollte es weitergehen?
ürgen S. Kilian, der älteste Sohn, war 16 Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging. Er versuchte, neben der Schule so viel wie möglich seiner Mutter zur Hand zu gehen. Doch dann mußte er sich entschliessen: Schule oder der väterliche Betrieb. Nun, er entschied sich für die Gärtnerei. Nach einer Lehre bei Willi Struß in Lokstedt betrieb er mit Eifer den Wiederaufbau. 1948 schon wurden die Treibhäuser ausgebaut. Und als sich die Gegend, vor allem nach 1960, stark "belebte", als viele Leute dorthin zogen, da wurde ein Laden eingerichtet und der Privatverkauf stark ausgebaut.
1958 heiratete Jürgen Kilian. Elke Kilian, eine waschechte Hamburgerin, kümmert sich heute vor allem um das Ladengeschäft. Jürgen Kilian setzt die Tradition seiner Eltern und Großeltern fort. Qualität wird groß geschrieben - und die Stammkundschaft weiß das zu schätzen. Viele Kunden kommen von weither, um ihren Bedarf bei Kilians zu decken.
aneben bleibt Jürgen Kilian noch Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten und Hobbies. Er ist im Kirchen Vorstand der Christ-König-Gmeinde. Und er ist Aufsichtsratsvorsitzender der TELEFLOR einer weltweiten Firma für Blumenvermittlung mit über 4.000 angeschlossenen Geschäften. In dieser Funktion kommt er viel in der Welt herum. Sein erstes "Hobby" ist die Familie: Neben Frau Elke die Tochter Heidemarie ("Heidi") und die Söhne Torsten und Michael. Dann die Briefmarken mit dem Spezialgebiet "Deutsche Kolonien".
Und schließlich der Sport: Basketball im Turnverein Lokstedt. So runden sich Alltag und Wochenende. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann ist Jürgen Kilian recht zufrieden mit seinem Leben.

Dr. Wilhelm Klopsch
(*25.03.1931 †08.04.2012)
Redakteur des Niendorfer Wochenblatts

Jürgen Siegfried Kilian lebte bis 2000. Die letzten Wirtschaftsgebäude der Gärtnerei wurden 2013 abgerissen.


design KilDe 1996
updated kilde communications 2017


Rückansicht des Hauses - um die Jahrhundertwende.



Das Kesselhaus im Winter. Von hier aus werden die Gewächshäuser beheizt.



Alpenveilchen




Prachtdahlie




Blumen werden schnittfrisch an die Kunden verkauft.



Maria und Wilhelm Kilian


Zeitungsausschnitt, anläßlich der Dahlienschau.




Kaffeklatsch in der Nachmittagssonne.





Die Gewächshäuser in einem schweren Nachkriegswinter.


Elke und Jürgen Kilian bei ihrer Hochzeit.



Zwei Prachtexemplare aus dem Garten.



Das Ladengeschäft.